Zwei Personen beenutzen Gebärdensprache

Gebärdensprache im Überblick

Mit den Händen sprechen. Mit den Augen hören.

Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist die natürliche Muttersprache der gehörlosen Menschen in Deutschland. Als visuelle Sprache verfügt sie über eine eigene Syntax und Lexik. Lange Zeit war die Gebärdensprache verboten und verpönt. Seit dem 01. Mai 2002 ist sie durch § 6 Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) als eigene Sprache gesetzlich anerkannt.

Ein Leben ohne das gesprochene Wort ist für viele Menschen kaum vorstellbar. Doch in Gebärdensprache lassen sich ebenso komplexe und nuancierte Sachverhalte ausdrücken wie in der Lautsprache. Wer sich einmal damit beschäftigt hat, weiß den sinnlichen Charme und eigenen Wortwitz der Gebärdensprache zu schätzen.

Sprache verbindet

Sprache schafft Wirklichkeit und Nähe. Sprache konstruiert den sozialen Raum und die Gebärdensprache ist das kulturelle Fundament der gehörlosen Menschen. In Deutschland sprechen ungefähr 200.000 Menschen die Deutsche Gebärdensprache. 80.000 davon sind gehörlos (Quelle: Bundesfachstelle Barrierefreiheit). Laut Deutscher Gehörlosen-Bund gibt es etwa 80.000 Gehörlose und 16 Millionen Schwerhörige.

Es ist noch nicht lange her, dass gehörlose Menschen in Deutschland zum Sprechen gezwungen wurden. Damit wollte man ihnen den Zugang zur Welt der Hörenden ermöglichen. Die pädagogischen Vertreterinnen und Vertretern der oralen Erziehung gingen davon aus, dass sich die Gebärdensprache negativ auf das Erlernen der Lautsprache auswirken würde. Aus diesem Grund war die Gebärdensprache lange Zeit verboten und viele gehörlose Menschen gerieten in die soziale Isolation, weil sie untereinander ihre eigene Sprache nicht verwenden durften.

Miteinander sprechen

Das Erlernen der Lautsprache ist für gehörlose Menschen eine enorme Herausforderung, denn sie können die Lautbildung nicht durch das Gehör kontrollieren. Die deutsche Schriftsprache ist entsprechend an die Lautsprache angelehnt und die Schriftsprache muss von gehörlosen Menschen wie eine Fremdsprache erlernt werden.

Neben der Gebärdensprache gibt es das Fingeralphabet, mit dem sich einzelne Worte buchstabieren lassen. Ein Ersatz für die Gebärdensprache ist dies jedoch nicht. Auch das Lippenlesen ist keine Alternative, weil sich nur etwa 30 % der Wörter tatsächlich eindeutig aus dem Mundbild ablesen lassen.

Ein gutes Verständnis der deutschen Schriftsprache ist auch für gehörlose Menschen unabdingbar. Aber: Gehörlose Menschen sind in der Gebärdensprache zu Hause. Sie bildet deren kulturelle Identität und schafft deren soziale Wirklichkeit.

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