Leichte Sprache ist die am meisten vereinfachte und damit am besten verständliche Sprachform des Deutschen. Sie zeichnet sich durch leicht lesbare Texte aus und wird als Eigenname großgeschrieben. Im Gegensatz zur Deutschen Gebärdensprache ist Leichte Sprache allerdings keine anerkannte Sprache und auch kein geschützter Begriff.
Zahlreiche Regelwerke halten Empfehlungen für Leichte Sprache bereit und geben Orientierung. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) veröffentlichte 2013 gemeinsam mit dem Netzwerk Leichte Sprache einen Ratgeber. Dieser soll die Leichte Sprache weiterverbreiten und stellt Regeln sowie Tipps bereit, wie Fachsprache vereinfacht werden kann. Andere Regelwerke - wie von Inclusion Europe oder der Lebenshilfegesellschaft für Leichte Sprache - geben ähnliche Empfehlungen. Die Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim hat die aus der Praxis entstandenen Regeln sprachwissenschaftlich aufbereitet und erweitert (Maaß, 2015). Für die Bereitstellung digitaler Texte in Leichter Sprache machen die BITV 2.0 sowie – für Hessen- die BITV HE gesetzlich verbindliche Vorgaben.
Schließlich wurde im März 2025 die DIN SPEC (specification) 33429 veröffentlicht. Diese enthält Empfehlungen für das Übersetzen, Verfassen sowie Gestalten von Inhalten in Leichter Sprache und präzisiert damit die gesetzlichen Anforderungen aus der BITV 2.0. Öffentliche Stellen in Bund, Ländern und Kommunen erhalten mit diesen Empfehlungen ein Instrument der Qualitätssicherung sowie zur Ausschreibung für das Verfassen, Übersetzen und Gestalten von Texten in Leichter Sprache. Die DIN SPEC 33429 bleibt jedoch in Teilen hinter den o. g. Regeln zurück.
Eine verbindliche Norm für Leichte Sprache existiert bisher in Deutschland aber nicht.
Die wichtigsten Sprachregeln, die in allen Regelwerken wiederzufinden sind, lassen sich kurz und knapp zusammenfassen:
Textebene
- persönliche Ansprache
- klare Gliederung
- Beispiele und Erklärungen
Satzebene
- kurz und aktiv
- nur eine Aussage pro Satz
- Genitiv und Konjunktiv vermeiden
Wortebene
- einfach
- konkret
- bekannt
Zusätzlich gibt es in den Ratgebern zahlreiche Hinweise für die Gestaltung von Texten und den Einsatz von Bildern. In jedem Fall müssen Texte in Leichter Sprache von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und/oder Sprachbarrieren auf Verständlichkeit hin prüfen. Neben korrektem Deutsch und Respekt vor den Leserinnen und Lesern ist die Verständlichkeit das wichtigste Kriterium beim Erstellen von Texten in Leichter Sprache. Sie steht damit über Stil und geschlechtsneutraler Sprache.
Unterschiede zwischen Leichter Sprache und Einfacher Sprache
Leichte Sprache und Einfache Sprache werden oft verwechselt. Bei beiden handelt es sich zwar um Sprachformen des Deutschen, die mit lexikalisch und grammatikalisch reduziertem Inventar auskommen – die Intention ist jedoch unterschiedlich.
Leichte Sprache möchte Informationen für eine benachteiligte Personengruppe zugänglich machen und zielt auf eine zugängliche Kommunikation. Der fokussierte Personenkreis hat Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen eines Textes. Deshalb werden die Ausgangstexte beim Übertragen in Leichte Sprache nicht nur sprachlich stark vereinfacht, sondern oft auch auf den wesentlichen Inhalt reduziert.
Einfache Sprache richtet sich an die Mitte der Gesellschaft und will Informationen für eine breite Bevölkerungsgruppe zugänglich machen. Texte in Einfacher Sprache geben den Inhalt vollständig und korrekt in einer besser verständlichen Form wieder. Für die Einfache Sprache gibt es klare Vorgaben, die in zwei Normen ausformuliert sind: die internationale ISO-Norm Einfache Sprache – Teil 1: Grundsätze und Leitlinien (veröffentlicht im März 2024 in deutscher Fassung: DIN ISO 24495-1:2024-03) sowie die DIN-Norm Einfache Sprache – Anwendung für das Deutsche – Teil 1: Sprachspezifische Festlegungen (veröffentlicht am 26. April 2024: DIN 8581-1). Die ISO-Norm enthält die Grundsätze für die Einfache Sprache, während die DIN-Norm die Anforderungen für den deutschen Sprachraum genauer ausführt.
Die Unterschiede zwischen den beiden Sprachformen lassen sich auch erkennen, wenn man sie mit den entsprechenden Kompetenzlevels des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (kurz GER) vergleicht. Texte in Leichter Sprache entsprechen ungefähr dem Niveau A1 bis A2 beim Fremdsprachenerwerb (elementare Sprachverwendung). Texte in Einfacher Sprache richten sich an ein heterogenes Publikum und können zwischen den Sprachniveaus von A2 bis B2 (selbständige Sprachverwendung) variieren.
Quellen:
Bredel, Maaß: Ratgeber Leichte Sprache: Die wichtigsten Regeln für die Praxis. Berlin: Duden, 2016.
Neubauer: Einfache Sprache. Lizenz. www.einfache-sprache.com, 2019.